Hass verstehen
Nur wer ein Herz hat, kann hassen
„A person who does not have a heart cannot hate, cannot be angry, cannot be hurt, cannot be jealous. Without love there is no such thing as jealousy, hurt, fear, hatred, or anger. All of these things are reactions to the absence of love, to the blockage of it, to the non-perceiving of it.“
„Ein Mensch, der kein Herz hat, kann nicht hassen, kann nicht wütend sein, kann nicht verletzt sein, kann nicht eifersüchtig sein. Ohne Liebe gibt es keine Eifersucht, keine Verletzung, keine Angst, keinen Hass und keine Wut. All diese Dinge sind Reaktionen auf die Abwesenheit von Liebe, auf die Blockierung von Liebe, auf das Nicht-Wahrnehmen von Liebe.“
– A.H. Almaas (Diamond Heart Book Four, pg. 199)
Hass entsteht tatsächlich aus Liebe. Das ist vielleicht schwer zu verstehen, aber wahr. Und es gibt „das Böse“ nicht. Alle „bösen“ Menschen leiden unter emotionaler Vernachlässigung und Unterentwicklung. Alle. Und alle Worte und Taten, die aus dem Hass entstehen, würden nicht stattfinden, wenn die Person ein gesundes, ausgewogenes Selbstbewusstsein hätte, wenn sie eine emotionale Kompetenz besäße, die sich aus einem liebevollen Miteinander entwickelt. Gesunde menschliche Reife äußert sich in wohlwollenden und weisen Worten und Taten. Emotionale Vernachlässigung führt zu Hass und Wut.
Wir sind alle nicht perfekt und es braucht auch keine Selbstaufgabe für eine bessere Welt. Eine Person, die ausreichend liebevoll aufwächst, ihre persönlichen Wesensqualitäten entfalten kann und dafür ausreichend Liebe und Aufmerksamkeit, Lob und Anerkennung erhält, will einen Beitrag leisten, die ihren Neigungen entspricht und in ihrer Umwelt eine gute Wirkung. Von Natur aus wollen wir Menschen glücklich machen. Wir suchen nach Lob und Anerkennung für das Gute, das wir sind und schaffen können.
Was uns Menschen wirklich glücklich macht, ist eine positive Resonanz von Liebe und Anerkennung, verbunden mit dem Gefühl der Wirksamkeit. Wir wollen positive, liebevolle Beziehungen führen, in denen wir lernen und uns sicher und aufgehoben fühlen. Wir wollen beruflich wirksam sein, unsere Stärken entfalten können, gesehen und anerkannt werden. Wir wollen die Freiheit haben, unserem Herzen zu folgen. Auf eine angemessene, erwachsene Art und Weise.
Wenn wir in einer Umgebung von Hass und Missgunst aufwachsen, uns früh gegen emotionale und körperliche Gewalt schützen müssen, wenn wir viel Herablassung und Ablehnung erfahren, erleben wir uns selbst als so negativ, dass wir „böse“ werden können. Unser Geist wird auf eine Weise krank, dass er unsere Entwicklung in eine bestimmte Richtung drängt. Anstatt uns natürlich unseren Neigungen und Anlagen nach zu entwickeln, lernen wir, unsere Wünsche und unsere Liebe zu verbergen und begeben uns in einen Macht- und Überlebenskampf. Da das junge Selbst seine Umwelt nicht als schützenswert, sondern als gefährlich und feindlich erlebt, kann es keinen Wunsch entwickeln, hier positiv beizutragen. Es entwickelt aber eine sehr tiefe und sehr wilde Wut auf seine Unterdrücker. Diese Wut wird mit den Jahren auf eine Weise mit der Ich-Identifikation verwoben, dass sie im späteren Leben immer weiter und immer ganz unbewusst auf die Umwelt projiziert wird. Menschen, die hassvoll handeln, sind sich ihrer zerstörerischen Kraft und Wirkung natürlich bewusst. Völlig unbewusst ist ihre Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung.
Stark radikalisierte Menschen, die um sich Angst und Terror verbreiten, sind selbst Opfer einer solchen Umgebung. Was Donald Trump und Elon Musk (zum Beispiel) gemeinsam haben, sind Väter, die sie zurückgewiesen und gedemütigt haben. Väter, die ihrerseits von Profit- und Machtstreben besessen waren (und wahrscheinlich ähnlich lieblose Väter hatten) und ihre Umwelt, auch ihre Familie herablassend bis emotional vernichtend behandelten. Wenn dann die Mütter in solch einer Situation sich als „schwach“ erweisen, hörig sind und aus der Sicht des Kindes den Verrat an ihrer liebevollen und liebenswürdigen Seele mittragen, kann daraus zusätzlich ein tiefer Hass auf Frauen erwachsen. Diese Menschen können längst nicht mehr fühlen, dass sie sich nach der Liebe und Anerkennung ihrer Eltern oder Familie sehnen. Sie übertragen ihre innere Welt auf die Welt um sie herum und lassen ihrer Wut freien Lauf.
Trump und Musk (nur als Beispiele) sind mit viel finanziellem Vermögen und einem extremen emotionalen Defizit in ihr erwachsenes Leben gestartet und haben all ihre Kraft genutzt, um in einer inneren Welt von Hass und Zurückweisung die Oberhand zu erhalten. Sie sind unbewusst immer noch darin gefangen, ihren Vätern zu imponieren und ihre Mütter und Geschwister für deren mangelnde Unterstützung abzustrafen. Und zwar in manischer Besessenheit jenseits allen Nutzens. Es ist wie eine Art Rachefeldzug gegen einen vermeintlichen Feind bei dem Rächer sich selbst langsam mit zerstört.
Andere Politiker und superreiche Superunsoziale haben ähnlich traumatische Kindheiten, ein geschädigtes Selbstbewusstsein, mangelnde Herzensbildung, eine starke narzisstische Seite und viele emotionale Existenzängste, die sie zu ihrem egozentrischen und zerstörerischen Handeln verleiten.
Für eine gute und gerechte Politik braucht es nicht nur erwachsene, reife und gebildete Politiker, es braucht auch eine Mehrheit an erwachsenen, reifen und ausreichend gebildeten Wählern. Das Wohl eines Kindes, das Wohl einer Familie / Lebensgemeinschaft und das Wohl eines Landes hängen von den wirklichen Führungsqualitäten der jeweils „in der Macht“ Stehenden ab. Es gibt keinen Menschen auf dem Planeten, der auch nur eine einzige Milliarde €/$ zum Leben brauchen würde, schon gar nicht zum Glück. Es gibt auch keinen Menschen, der ohne einen intakten Planeten, schöne Landschaften, reines Wasser und frische Luft glücklich leben kann. Die ganze Zerstörung, die wir aktuell erleben, basiert auf den kurzfristigen Wahnvorstellungen von unreifen, wütenden und emotional zutiefst notleidenden Individuen, die von ebensolchen an die Macht gewählt werden.
Hass entsteht aus Liebe. In jedem Menschen gibt es eine ganz natürliche und angeborene Liebe zum Selbst. Wir lieben uns und das Leben und das Essen und unsere Eltern, wenn wir als gesunde Babys geboren werden. Wir lieben es zu spielen, Aufmerksamkeit zu bekommen und zu lernen. Wir lieben es, unseren Eltern und anderen Menschen in unserer Umgebung eine Freude zu bereiten. Wir lieben es, als etwas Besonderes und Liebenswertes gesehen zu werden, positiv wahrgenommen zu werden. Und das haben wir auch verdient. Jede/r von uns ist etwas Besonderes, hat besondere Gaben und wir können einander unendlich viel Freude bereiten – wenn die Umstände in und um uns es zulassen. Es ist genau diese Liebe, die sich in Hass verwandeln kann (nicht muss). Und jeder Hass, jede hasserfüllte Handlung und Äußerung ist ein (zutiefst unbewusster) Versuch, dieses ursprüngliche „Liebesleben“ wiederherzustellen.
Ohne Liebe gibt es keinen Hass.
Und wenn wir wirklich nach unserem Glück suchen, nach Verbindung, Nähe und Herzensgüte, müssen wir unsere persönlichen Rachefeldzüge aufgeben. Mache mir keinen Vorwurf, sondern frag mich ganz ehrlich, warum ich dieses oder jenes gemacht (oder nicht gemacht) habe. Wenn ich Dich verletze, vergib mir. Es ist nur, weil ich glaube mich wehren, zurückschlagen zu müssen. Wenn wir genau schauen, können wir uns ganz ohne Gewalt verständigen. Wir können miteinander ohne Vorwurf und ohne Angst sprechen, wenn wir uns trauen, wahrhaftig zu sein. Wir sind wahrhaftig, wenn wir mit unseren eigenen Gefühlen und Nöten in Verbindung sind. Dann ist der Weg frei, für Verbindung, für Liebe, Gemeinschaft, Freundschaft und echtes Leben.
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